Der Wolf

Meine Gedanken zum Wolf und dem drumherum

 Nur vorne weg: Ich finde der Wolf ist ein tolles Tier.

 Nur in einem Punkt zum Thema Wolf bin ich mir hundertprozentig sicher: darüber, dass niemand vorhersagen kann, wie sich alles entwickelt. Das hat zur Folge, dass die Spezialisten, egal aus welcher Ecke sie auch stammen, für mich nicht als Diskussionspartner in Frage kommen. Denn jegliche festgefahrene Position aufgrund der Zugehörigkeit zu einer „Glaubensgemeinschaft“ hat zur Folge, dass man gezwungen wird, seine Position zu Verteidigen und nicht Lösungsorientiert diskutieren kann.

Ich gehöre ebenso zu einer festgefahrenen Meinungsgemeinschaft, den Schafhaltern. Und ganz klar und deutlich: Ich brauche in meiner Umgebung keinen Wolf. Und ich will ihn auch nicht.

Als ich begann mit den Schafen auf Weidetouren auf verschiedene Weideflächen zu gehen, bestand meine Aufgabe darin, mit der mir anvertrauten Gruppe Tiere so stressfrei wie möglich von einer Weidefläche zur anderen zu gelangen. Das Ganze mache ich von Anfang an mit Koppelgebrauchshunden. Dort angekommen war es meine Aufgabe die Fläche mit Netzen so einzustecken, dass die Schafe, auch während meiner Abwesenheit, dortbleiben und keine Gefahr für naheliegende Gärten oder Straßen darstellten. Dafür hatte ich die Verantwortung und für mein Fehlverhalten eine Haftpflichtversicherung. Es kam schon auch mal vor, dass die Schafe die Nachbarwiese toller fanden und mangels Strom ausgebüchst sind. Alles halb so schlimm, ist ja nichts passiert. Meine Telefonnummer hängt am Zaun, irgend Jemand hat mich noch immer angerufen. Oder keiner hats bemerkt und niemand hats gesehen und ich komme abends zur Weide und huch sind keine Schafe mehr da. Bei Heugras und beginnender Dämmerung wird das eine lustige Abendbeschäftigung für die Familie und alle erreichbaren Freunde. Das hat, glaub ich, schon jeder Schafhalter mit kleineren Gruppen mitgemacht. Hinterher oder am nächsten Tag wars eigentlich gar nicht so schlimm. Oder aber es gibt den ein oder anderen Auto- oder Traktorfahrer der, bemerkt oder auch nicht, ein ordentliches Tor in den Zaun rupft. Oder es gibt auch die Halbstarken, die mit den Böcken Rodeo spielen wollen und das Ganze aus dem Ruder läuft. Hier gibt es dann eben die mutigen, die einen dann anrufen und die weniger mutigen die das Weite suchen. Diese Unterscheidungen gibt es übrigens auch bei den Hundehaltern. Auf der anderen Seite gibt es dann auch Polizisten, die die Tiere im Industriegebiet beobachten bis du da bist und mit dem Hund wieder unter Kontrolle gebracht hast. Es gibt bestimmt schlimmere Einsätze morgens um acht. Es haben auch schon welche geschafft die Tiere in einer Doppelgarage festzusetzen. Alles gut und halb so schlimm, solange nichts passiert und der Schaden in den Vorgärten sich in Grenzen hält. Und solange das alles nicht an einem Tag passiert.

Jetzt wird das aber ganz anders. Jetzt muss ich die Tiere so einpferchen, dass niemand reinkommt. Ordentlich hoch, mächtig Power auf dem Zaun drauf, unten rum alles frei mähen, zwecks dem Spannungsabfall, richtig gut erden und nochmal einen Meter weg vom Weg, damit niemand drankommt.

Jetzt gibt es vom Verband schon „Seminare“ für Mitglieder zum Sonderpreis von 35€, wo die Hersteller mir zeigen werden, wie so ein Zaun, natürlich aus deren Sortiment, aufzubauen ist. Hallo????? Ich baue seit 15 Jahren Zäune auf, und zwar welche mit 105 cm Höhe und nicht wie vom Verband empfohlen mit 90 cm, denn da hopsen meine Schafe drüber, wenn sie Lust haben. Es gibt auch so Spezialisten, die machen das bei 105 cm und wenn sie sehen, dass das Schäferauto kommt, dann springen sie wieder rein (Da müssen dann Einzelgespräche geführt werden und der Hund muss dann eben bei der Detailerklärung mithelfen). Aber mal ganz ehrlich, ich habe einen mittleren Bildungsabschluss und traue mir schon zu einen ordentlichen Weidezaun aufzubauen.

Ich habe ja eben beschrieben, dass das ein oder andere Schaf da drüber springt, wenn die Nachbarswiese leckerer ist. Und mein Hund mit 50 cm Schulterhöhe der springt da auch mit Strom locker drüber, denn während dem Sprung merkt der ja überhaupt nicht, dass Strom drauf ist. Und wenn er mal den Kopf durch den Zaun steckt zum aus dem Wasserbottich der Schafe zu trinken und ich habe den Strom schon an, dann jault er wie am Spieß und sitzt ins Auto, bis zum nächsten Mal. Das nächste Mal springt der wieder drüber und trinkt nicht mehr aus dem Wasser der Schafe. Bis zum übernächsten Mal, da hat er es vergessen.

„Der Wolf hat eine Schulterhöhe von 60-70 cm“!

Jetzt wird mir geraten einen Herdenschutzhund in die Herde zu integrieren. Dazu sollte ich natürlich wissen wie sich das mit dem Wolf entwickelt. Weis aber niemand, wie ich am Anfang schon behauptet habe. Im Moment sind es Luftlinie rund 70 km wo einer unterwegs ist. Solange er dort noch genug Futter hat ist ja alles gut. Denn ich brauche ja runde 2 Jahre bis das mit dem Herdenschutzhund funktioniert. Bis es funktioniert, muss ich damit Leben, dass dem ein oder anderen Lamm aus Langeweile ein Ohr abgeknabbert wird. Zum Umstellen der Schafe brauche ich dann einen Hänger, um den Herdenschutzhund wegzusperren solange ich mit den Koppelgebrauchshund meine Schafe umstelle. Bei längeren Strecken wo ich bisher die Schafe mit dem Hänger umgestellt habe, muss ich jetzt halt zweimal hinfahren und zurück. OK soweit alles kein Problem, der Tag hat ja 24 Stunden und wenn es eng wird, nehmen wir Schwaben eben die Nacht dazu.

Probleme gibt es aber in anderer Hinsicht. Wenn der Wolf im Schwarzwald die Liebe seines Lebens findet und 2 Jahre poppt habe ich plötzlich, zu dem Zeitpunkt wo mein Herdenschutzhund eingegliedert ist, ein Problem. Denn für 5-6 Wölfe brauche ich 5-6 Herdenschutzhunde, sonnst ist der eine so abschreckend wie meine Schafe. Jeder der ein bisschen auf meiner Homepage unterwegs war, hat ja sicher schon bemerkt, dass ich ein Nebenerwerbsschäfer bin. Bei 70 bis 100 Schafen heißt das in der Mehrheit des Jahres 2-4 Gruppen. Da ich aber nicht weiß, welche er lieber mag, bedeutet das bei einem Wolfrudel von 4-5 Tieren also die Vorhaltung von rund 20 Herdenschutzhunden. Verdammt noch mal, ich will keine Hunde züchten sondern Schafe. Und ich will auch keine Entschädigung für gerissene Tier zum Schlachtwert, wenn da zig Jahre Zuchtarbeit drinstecken und die Tiere das 20- fache an Wert darstellen. Wo dann vorher zig Spezialisten einen Nachweis wollen, welcher Fehler beim Zaunbau gemacht wurde oder welche Vorschriften nicht zu 100% eingehalten wurden.

Wer den Wolf hier will, der soll gefälligst bei Nacht hinsitzen und aufpassen, dass sein toller Wolf nicht meine Schafe futtert.

Basta

 

Die Tierwelt vom Breitenbach